Ortwin59
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am 28. 11. 2011 um 09:00 |
Die innige Beziehung zwischen Eltern und Baby, das sogenannte "Bonding", ist für Eltern oft ein überwältigendes Gefühl. Die Phase direkt nach der Geburt spielt hier eine wichtige Rolle.
Aus diesem Grund ist es für die Bindung zwischen Mutter und Kind nicht günstig, wenn beide direkt nach der Geburt getrennt werden.
Aber auch die Zeit danach lässt durch die Interaktion zwischen Mutter und Kind Muttergefühle wachsen.
Zu welchem Zeitpunkt sich die Bindung zwischen einer Mutter und ihrem Baby genau festigt, darauf gibt die Forschung bislang keine klare Antwort.
Nicht jede Frau fühlt sich glückselig und empfindet Muttergefühle, sobald sie ihr Baby das erste Mal sieht. Oftmals braucht es Zeit.
Dennoch wird von jungen Müttern erwartet, dass sie ihr Kind vom ersten Moment an lieben und versorgen. Um diesem Bild der perfekten Mutter zu entsprechen, setzen sich viele Frauen unter Druck. Sie versuchen zu funktionieren, sodass von der Außenwelt verkannt wird, dass in Wirklichkeit akuter Hilfebedarf besteht. |
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Aaron1
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am 5. 12. 2011 um 12:01 |
Eine Mutter kann nur die Gefühle weitergeben und empfinden, die sie selbst erhalten hat.
Wobei man auch berücksichtigen muss, eine Frau die ohne Nestwärme aufgewachsen ist kann mit übertriebener Brutpflege reagieren. Man spricht von Mutterliebe erdrückt.
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Lara34
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am 30. 1. 2012 um 09:31 |
Ich verweise hier auf ein Buch von Élisabeth Badinter.
1980 erschien ihr provokantes Buch „Mutterliebe“, in dem sie mit der alten Vorstellung vom angeborenen Mutterinstinkt komplett aufräumt.
Die Frauen sind keineswegs ab dem Moment der Geburt die liebenden hingebungsvollen Mütter, die auf ihr eigenes Leben verzichten, um den Kindern ein schönes Leben zu bereiten,
sondern haben im Lauf der Geschichte –
konkret betrachtet Badinter den Zeitraum vom 17. Jahrhundert bis heute in Frankreich –
sich ziemlich wenig um ihre Nachkommen gekümmert und sind aus Not oder Lust ihrer eigenen Arbeit oder ihrem Vergnügen nachgegangen.
Die heute so selbstverständlich scheinende herausragende Stellung des Kindes und die gesellschaftliche Verherrlichung der Mutterliebe und des Stillens sind Diskurse der Neuzeit. Mutterliebe ist also kein natürlicher, unabänderlicher Instinkt, kein Bestandteil der weiblichen Natur,
sondern ein menschliches Gefühl, das in höchst unterschiedlichen Ausprägungen vorhanden sein kann oder auch nicht.
Mutterschaft hat sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten, und der unterschiedliche Umgang der Menschen mit ihren Kindern in verschiedenen Epochen und Gesellschaften zeigt,
dass es vielfältige Lösungsmöglichkeiten für das Großziehen der Kinder gibt. |
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DaveD
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am 11. 5. 2012 um 10:30 |
Sie brauchen doch nur mal nach Frankreich zu schauen. Dort ist es völlig normal, dass Kinder auch im Kleinkindalter, wenn auch nur stundenweise, in eine Kindertagesstätte gehen.
In Deutschland glauben einige, Kinder sollten um diese Zeit längst zu Hause bei der möglichst nicht berufstätigen Mutter sein.
Ihnen drohe eine gestörte Persönlichkeitsentwicklung, wenn sie von fremden Personen betreut werden.
In Frankreich gab es auch einmal diese Debatte. Damals hat man viele Studien vorgenommen, um herauszufinden, wie verschiedene Kinder in der Schule vorankommen. Es stellte sich heraus, daß die Kinder in der Schule mehr Erfolg hatten, wenn die Mutter berufstätig war. Der Einwand, nach dem diese Ergebnisse davon beeinflußt sein könnten, daß berufstätige Frauen häufig ein höheres Bildungsniveau haben, gilt nur zum Teil. Es arbeiten in Frankreich viele Frauen ohne Studium. Zwei Drittel der Empfänger des nationalen Mindestlohnes sind Frauen. Auf jeden Fall zeigen die Studien, daß die Berufstätigkeit der Mütter kein Handicap für den Erfolg der Kinder in der Schule ist. Wichtig ist für die Kinder doch, daß sie eine gute Mutter haben. Aber das heißt nicht, daß sie neben der Wiege wacht, wenn das Kind schläft, oder daß sie zu Hause den Abwasch macht, wenn das Kind in der Schule ist. |
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Shakiri
Baby-Forum Anfänger Beiträge: 2 Registriert: 17. 8. 2012 Status: Offline
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am 30. 8. 2012 um 21:12 |
Wenn du es von Haus aus kennst, geliebt und umsorgt zu werden, dann wirst du es auch weiter geben. |
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Zabbu
Baby-Forum Anfänger Beiträge: 3 Registriert: 1. 11. 2012 Status: Offline
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am 1. 11. 2012 um 23:22 |
Es ist eigentlich traurig, wenn Mütter ihr Kind nicht so lieben können, wie sie gerne wollen.
Das Elternhaus spielt da eine große Rolle, da ist dann auch der Vater gefragt. |
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Calli
Baby-Forum Neuling Beiträge: 10 Registriert: 1. 4. 2015 Status: Offline
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am 24. 5. 2015 um 18:17 |
Mutterliebe ist von Anfang da. Aber ob es die besagten Instinkte gibt, ist anzuweifeln. Man braucht für alles erstmal eine Einweisung durch die Hebamme. Zumindest beim ersten Kind macht man vieles nicht instinktiv. Das würde ja unterstellen, dass es ein Mutterprogramm in jeder Frau gebe. |
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Caroline
Baby-Forum Neuling Beiträge: 11 Registriert: 11. 6. 2015 Status: Offline
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am 11. 6. 2015 um 15:51 |
Dass Mutterliebe kein natürlicher Instikt ist, wage ich zu bezweifeln. Was ist Liebe überhaupt? Bio-chemisch gesehen werden beim Anblick oder dem Gedanken an das eigene Kind die "richtigen" Hormone ausgeschüttet, damit man es beschützt und umsorgt. Das kann sowohl für die leiblichen als auch für adoptierte Kinder gelten und muss nicht unbedingt dazu führen, dass man das Kind komplett an sich bindet und nicht mal in den Kindergarten bringen kann.[Bearbeitet am: 11/6/2015 von Caroline] ____________________
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Ursli
Baby-Forum Anfänger Beiträge: 5 Registriert: 24. 7. 2017 Status: Offline
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am 24. 7. 2017 um 07:37 |
Ich glaube, Caroline bringt das auf den Punkt. Wobei es ja häufig auch gerade schwierig für frisch gebackene Mütter ist, eine Beziehung zu dem Sprössling aufzubauen, weil immer das Gefühl aufkommt, man würde es vielleicht nicht genug lieben. Das ist, glaube ich, schon der Tatsache geschuldet, dass das Bild von Mutterschaft medial stark romantisiert wird und entsprechend großen Druck aufbaut.
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